Fast wären am 31. Juli in deutschen Zügen zwei Bomben explodiert. Die Folgen wären nicht so schrecklich gewesen wie in New York, London oder Madrid, aber wahrscheinlich schrecklich genug.

Die Bombenleger waren, nach allem, was man jetzt weiß, zwei junge Libanesen. Sie haben die Bomben vorbereitet während des Libanonkriegs, einem entsetzlichen Kriegsverbrechen Israels, gestützt von den USA. In dem Krieg kamen 1300 Libanesen um, darunter mehrere hundert Kinder, und zahllose Menschen wurden fürs Leben zu Krüppeln. Die Bundeskanzlerin hat es wochenlang vermieden, zu einem sofortigen Waffenstillstand aufzurufen. Sie hat dadurch den verbrecherischen Krieg Israels und der USA unterstützt. Von Frankreich waren deutlich andere Töne zu vernehmen.

Jetzt diskutiert man endlos über Videoüberwachung, über eine Anti-Terror-Datei, über Generalverdacht gegen Ausländer und über Islamismus. Bis hierher wird man mir kaum widersprechen. Was nun folgt ist vorläufig noch eine Vermutung:

Die beiden jungen Männer hätten die Bomben vielleicht nicht in deutsche Züge gestellt, wenn die Bundeskanzlerin in den Kriegswochen etwas andere Töne gefunden hätte, wenn sie sich die Situation libanesischer Eltern vorgestellt hätte, deren Kinder von Bomben zerfetzt wurden, manche in den ersten Minuten ihres Lebens, wenn sie zu einem sofortigen Waffenstillstand aufgerufen hätte. Sie hätte damit den Krieg vielleicht abgekürzt, vielen Menschen das Leben gerettet, im Libanon und in Israel und potentiell auch in den Zügen in Koblenz und Dortmund. Sie hätte damit vielleicht verhindert, dass zwei junge Männer, politisch ja fast noch Kinder und im Umfeld jahrzehntelanger israelischer Unterdrückung und Demütigung aufgewachsen, jetzt für den Rest ihres Lebens als Terroristen abgestempelt sind.

Sie hätte damit vielleicht die ganzen Diskussionen über die Videoüberwachung etc. verhindert, eine weitere Entfremdung der Kulturen und das Fortbestehen des islamisch fundierten Terrorismus. Mit Schweigen zum Unrecht bekämpft man nicht den Terror.

Immer schön den USA hinterher marschieren! Das schützt uns vor einem Überfall der Sowietunion und führt uns direkt in die Katastrophe mit Al-Qaida.

Meine Meinung zu dem israelisch-libanesischen Krieg deckt sich weitgehend mit der auf der folgenden Seite geäußerten von Hüseyin Aydin. Die Lösung des Palästina-Problems könnte aber auch nur  e i n  Staat sein, wie es John Rose vorschlägt (siehe unten).

25.8.2006

Tag für Tag wird über die Terrorismusbekämpfung diskutiert. Millionen, wenn nicht Milliarden Euro, werden investiert für eine doch nie vollkommene Sicherheit. Wie einfach und billig wäre folgende Methode:

Die Kanzlerin könnte doch einfach folgende Sätze sprechen:

Die US-Amerikaner sollten sich nach Nordamerika zurückziehen.
Die Israelis sollten sich auf die Grenzen vorn 1967 zurückziehen.
Jerusalem sollte die Hauptstadt von Juden und Palästinern sein.
Die palästinischen Flüchtlinge sollten zurückkehren können oder entschädigt werden.
Die aus den arabischen Ländern vertriebenen Juden sollten zurückkehren können oder entschädigt werden.
Wir sollten die Forderungen Bin Ladens zur Kenntnis nehmen und den Versuch einer Kommunikation machen.
Wir sollten nicht länger erwarten, dass andere Kulturen unseren Lebensstil und unser politisches System übernehmen.

Damit wäre viel gewonnen. Wie können wir erwarten, dass andere davon ablassen, uns den Islam zu bringen, wenn wir stets davon ausgehen, dass unsere „Werte“ die besten sind, die alle Welt übernehmen sollte? Wenn wir uns ehrlich um Gerechtigkeit und Verständigung bemühen würden und um wahre Freiheit, wäre das wohl die billigste und sicherste Methode, uns vor Terror zu schützen. Vielleicht auch die einzige.

Natürlich könnte die Kanzlerin dann auch noch sagen:

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker soll auch für die Kurden gelten.
Das Selbstbestimmungsrecht der Völker soll auch für die Tibeter gelten.
Das Selbstbestimmungsrecht der Völker soll auch für die Tschetschenen gelten.
Das Selbstbestimmungsrecht der Völker soll auch für die Basken gelten.
Das Selbstbestimmungsrecht der Völker soll auch für die Tamilen gelten.
Wir sollten die Völker des Irak fragen, ob sie nicht lieber in getrennten Staaten leben wollen wie die Völker des Balkans.

Kanzler Schröder hat zwar auch nicht diese Sätze gesprochen, aber er hat doch wenigstens den verrückten US-Amerikanern beharrlich die Stirn geboten und uns damit ganz gut vor Terrorismus geschützt.

Man kann auch mit Pierre Conesa (siehe Nummer 9) sagen: „Die weltweiten Anschläge mögen religiös motiviert erscheinen, doch letztlich dienen sie politischen Zwecken. Nur ernsthafte politische Bemühungen um Ausgleich werden sie eindämmen können.“ Wo sind diese Bemühungen? Sind wir nicht schizophren im Westen? Ständig feiern wir die Freiheit als heilige Kuh und verweigern sie doch permanent so vielen Völkern.

Sind wir nicht selbst schuld an dem ganzen Terrorismus? Sicher sind es die verrückten Amerikaner.

30.8.2006