Kampfhandlungen sofort einstellen, unerträgliches Leid der Zivilbevölkerung stoppen
21. Juli 2006
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat die Konfliktparteien im Nahen Osten dazu aufgerufen, im Interesse der leidenden Bevölkerung in Israel wie im Libanon die Kampfhandlungen einzustellen und sich für eine Friedenslösung einzusetzen.
Die Erklärung im Wortlaut:
Bischof Dr. Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
Aufruf zum Israel-Libanonkonflikt
Auf neue Weise entladen sich die Spannungen im Nahen Osten. Hunderttausende Menschen erfahren großes Leid durch die Kampfhandlungen zwischen der Hisbollah und Israel. In der Absicht, den Terror zu bekämpfen, wird die Zivilbevölkerung in einer unerträglichen Weise in diesen Konflikt hineingezogen.
Das gilt ganz besonders für den Libanon. Die Aussicht auf die Entwicklung eines unabhängigen, demokratischen Libanon hin zu einem stabilen Frieden wird aufs äußerste gefährdet. Das fragile Machtgeflecht des noch immer vom Bürgerkrieg traumatisierten Landes droht angesichts der Gewalt von innen und von außen zu zerreißen. Die Bürger Israels leiden unter Kriegen im Norden und im Süden. Zugleich schwindet im Gazastreifen die Hoffnung, dass es zur Bildung eines unabhängigen palästinensischen Staates kommt. Der Konflikt ist für die gesamte Region des Nahen und Mittleren Ostens eine Bedrohung. Wir werden Zeugen eines Teufelskreises der Gewalt und einer Katastrophe aus Tod und Flucht.
Jetzt ist ein rasches und entschlossenes Eintreten der Weltgemeinschaft für die Beendigung der Kriegshandlungen erforderlich. Im Interesse der leidenden Bevölkerung sowohl in Israel als auch im Libanon müssen die Kriegsparteien die Kampfhandlungen unverzüglich einstellen. Alle Beteiligten sollten sich auf die Umsetzung des Vorschlags von UN-Generalsekretär Kofi Annan konzentrieren. Er sieht die Einrichtung einer Pufferzone und den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe zur Stabilisierung der Region vor. Neue Wege zum Frieden müssen in dieser Situation gebahnt werden; in sie sind auch die Nachbarstaaten einzubeziehen.
Die leidende Zivilbevölkerung muss vor noch größeren Opfern bewahrt und eine ernsthafte Hoffnung auf Frieden muss begründet werden. Deshalb gilt mein Dank all denen, die in unermüdlichem Einsatz Bürgerinnen und Bürgern aller Nationen in der Not beistehen beziehungsweise ihre Evakuierung ermöglichen.
Besonders denke ich an die Pfarrer und Glieder der deutschen evangelischen Gemeinden am Ort und an unsere christlichen Partnerkirchen und -institutionen, die Kriegsflüchtlinge aufnehmen und versorgen; mit ihnen steht die Evangelische Kirche in Deutschland in besonderer Verbindung.
Ich bin dankbar für das Engagement der Mitarbeitenden der deutschen Botschaften sowie der Krisen- und Katastrophendienste. Sie alle setzen mit ihren außerordentlichen Anstrengungen ein Zeichen für Humanität und Solidarität.
Helfern und Betroffenen gilt unser Gebet. Die große Mehrheit der Bevölkerung in den umkämpften Gebieten, die keine Chance hat, der Gewalt zu entfliehen, schließen wir in unser Gebet um den Frieden ein.